Vom Umgang mit dem Nicht-Perfekten in Bewerbungen: souverän bleiben!

Zu diesem Thema durfte ich am 4. November 2015 gleich zwei interaktive Vorträge gestalten. Es ging um Bewerbungen, um Kontaktaufnahme anlässlich einer Firmenkontaktmesse an der Uni Frankfurt, Campus Riedberg.

Über je drei Stunden haben wir viele Fragen diskutiert und sofort die Empfehlungen in wörtliche Rede umgesetzt.

Zuerst die Stärken sammeln

Weil selbstkritische Menschen – wer sonst meldet sich wohl zu solch

einer Veranstaltung an? – vermutlich viel zu oft über ihre Schwächen nachdenken und reden, haben wir zuerst die Stärken beleuchtet.

Ich plädiere nach wie vor für die Variante: Zuerst einmal die Stärken, Erfahrungen, Erfolge, Wissen,  Komplimente von anderen sammeln! Aufschreiben ohne jeden Filter. Am besten mit einem kreativen Verfahren. Und keinesfalls eine Stärke nur deshalb nicht auf die Sammlung nehmen, weil sie für Arbeitgeber, Nachbarn oder wen auch immer uninteressant sein könnte. Oder weil irgend jemand anderes es noch besser drauf haben könnte.

Danach überlegen: Welche Probleme kann ich lösen?

Das wird nun der Übertrag in die Arbeitswelt, denn diese Stärke ist dort die wichtigste: Wenn ich weiß, welche Probleme ich lösen kann, brauche ich „nur“ noch heraus zu finden, wer unter solchen Probleme leidet und bereit ist, für die Lösung auch einen angemessenen Preis zu zahlen. Das wird im Idealfall der neue Arbeitgeber. Zunächst ist es ein potenzieller.

Und erst dann erfolgt das gezielte Auswählen aus meiner bunten Stärken-Sammlung: Ich selektiere mit den Augen und Ohren dieses potenziellen Arbeitgebers. Welche meiner Kompetenzen und Stärken werden ihn wohl interessieren?

Schwächen kennen, souverän mit ihnen umgehen

Nun können wir uns an die Vorbereitung auf gute Antworten für die Schwächen-Fragen begeben. „Ich habe keine“ ist meist eine ganz schlechte Auskunft! Besser ist es, über Schwächen oder Misserfolge in einer Form zu sprechen, die letztlich doch zum Erfolg führen kann.

Dazu gehört einerseits, Schwächen und kleine Unvollkommenheiten nicht zu dramatisch zu beschreiben. Statt „Ich habe Angst vor Menschen!“ dürfte viel besser verwertbar sein: „Manchmal bin ich nervös, wenn ich vor großen Gruppen sprechen soll.“ Beenden Sie diese kurze Ausführung dann mit der Erläuterung, wo dies sogar nützlich werden kann: „Das hat auch einen Vorteil: Meine Zuhörer fühlen sich ernst genommen.“

AUA – Umgang mit Misserfolg

Misserfolge lassen sich ganz prima vermarkten. Der Umgang damit verrät nämlich sehr viel über den Menschen, dem etwas misslang und der daraus gelernt hat. Enden Sie genau dort: „Ich habe daraus gelernt…“ oder „deshalb verfüge ich jetzt über eine Erfahrung, die…“

Zu Thema Misserfolg gibt es einen eigenen Beitrag und auch ein Top Tool, finden Sie hier.

Manche Einschränkungen erfordern individuelle Vorgehensweisen

Falls Sie jedoch ein echtes Problem hatten oder haben (eine kurze Arbeitslosigkeit ist keines! Eine schlechte Note, das Ende während der Probezeit etc. ebenfalls nicht), dann benötigen Sie andere Vorgehensweisen. Die hier gezeigten Tipps gelten für nicht z.B. für lange oder schwere Erkrankungen – alles, was den Gesprächspartnern Angst macht, braucht spezifische Aussagen. Eine saloppe Empfehlung dazu ist in der Kürze nicht seriös leistbar.

Umgang mit dem Nicht-Perfekten ist erlernbar

Nicht alle Schwächen sind verwendbar, etliche jedoch sind völlig okay.  Auch in Bewerbungen. Wer ein paar elementare Regeln beherzigt, kommt gut über diese Phase des Gesprächs. Und kann danach wieder über Stärken, Erfolge, gemeinsame Zukunft sprechen.

Genau das haben wir gemeinsam geübt.

Umgang mit dem Nicht-Perfekten:
Fotoprotokolle vom 4. November 2015

Die Runde am Vormittag:
Fotoprotokoll_Umgang_mit_dem_Nicht-Perfekten_2015_11_04_am

Die Runde am Nachmittag:
Fotoprotokoll_Umgang_mit_dem_Nicht-Perfekten_2015_11_04_pm