Der findet mich doof? Keine Blamage!

Es ist keine Blamage, wenn jemand mich doof findet, „nicht so doll!“ sagt oder meine Art schlicht nicht mag.

Echte Blamagen sind selten

Zumindest die sehr Selbstkritischen unter den Lesern hier malen sich in den buntesten Farben aus, was geschieht, wenn ein Versuch mal scheitert. Oder wenn ein Missgeschick passiert ist. Meistens geschieht aber weiter gar nichts und unsere Fantasien entpuppen sich als irreal.

Zugegeben: Wir haben eine Kultur des Hänselns, Verunglimpfens, Auslachens. TV-Formate sind erfolgreich, die Menschen beim Scheitern filmen, Unvorteilhaftes in Nahaufnahme zeigen und Personen mit gemeinen Täuschungen in Verlegenheit bringen. Shows sind beliebt, die hauptsächlich aus Beleidigungen und Abwertungen bestehen. Bei mir nicht.

Auch Schule scheint mir ein Hort unfairen Verhaltens und schwächender Rückmeldungen zu sein, die dann auch noch als „Feedback“ bezeichnet werden.

Inszenierte Blamage zur Schwächung

Mitunter werden Peinlichkeiten gezielt eingesetzt, um jemanden zu diskreditieren. Das Verfahren gilt als höchst unfair und ist leider doch sehr, sehr verbreitet. Beispiele? Beobachten Sie mal die politische Berichterstattung…

Andere denken viel weniger über mich nach, als ich glaube oder fürchte

Die gute Nachricht: Oft quält uns selbst die Erinnerung an ein Misslingen, doch die anderen haben es längst vergessen. Denn:

Es hat sich als Trugschluss erwiesen, als oft unberechtigte Angst. „Was mögen die Leute über mich denken?“ vermag zwar viele wilde Fantasien auszulösen, stellt sich bei genauerer Betrachtung jedoch oft als unwichtig heraus. Die Menschen sind mit sich selbst beschäftigt.

Die Mitmenschen zerbrechen sich den Kopf darüber, ob sie selbst gut dagestanden haben oder ob jemand den kleinen Mitesser gesehen haben mag. Sie denken mehr an sich und viel weniger an mich.

Ich darf nicht allen gefallen

Stars kennen das, vielleicht sind sie sogar süchtig danach, begehrt und angekreischt zu werden. Und dann, was tun sie? Verstecken sich hinter verspiegelten Scheiben.

Ich selbst würde dann auf Abhilfe sinnen, müsste ich irgendwann feststellen, dass niemand mich so mag wie ich bin. Dass niemand mit mir befreundet sein will, dass Menschen meine Nähe meiden. (Tatsächlich habe ich das erlebt – und die Mitmenschen hatten durchaus gute Gründe.)

Doch wenn die mir Wichtigen zu mir stehen, muss ich doch nicht auf die Gunst der Massen bauen. Everybody’s darling? Besser nicht.

Es braucht Mut, um anders zu sein – was die einen als „Blamage“ bezeichnen, nennen andere dann Stil. Was dem einen sein schräger Vogel, ist dem anderen Charisma.